Aufgeregten Hund beruhigen: Entspannungs-Griff [Teil 6]
Der Entspannungs-Griff gehört zu einer Serie von Beiträgen und Trainings, bei dem es rund um das Thema Ruhe & Stress beim Hund geht. Wir erklären dir, wie viel Ruhe und Beschäftigung ein Hund benötigt und was bei Stress im Hundekörper passiert, wenn dein Hund nicht zur Ruhe kommt. Mögliche Ursachen und Gründe für Unruhe beim Hund sind ebenfalls Teil dieser Serie. Schliesslich zeigen wir dir Trainingsansätze mit kostenlosen Trainingsplänen, wie du deinem Hund mithilfe eines Ruhesignals Ruhe beibringen kannst. Ruhe bedeutet, auch ausserhalb der eigenen vier Wände Gelassenheit zeigen zu können. Dafür gibt es das spezielle Deckentraining 2 Go. In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du einen gelernten Entspannungs-Griff bei deinem Hund aufbauen und anwenden kannst.
Ruhe und Entspannung
Allgemeine Massnahmen
Hausordnung
Die Hausordnung bildet das Fundament in der Hundeerziehung. Welche Hausordnung mit welchen Regeln vorherrschen, bestimmst du als Hausherr oder Hausherrin. Regeln erleichtern das Zusammenleben und schaffen Respekt und Akzeptanz. In der Hundeerziehung bildet die Hausordnung den Grundstein für jedes weitere Verhalten. Wer die Basics im Haus nicht schafft, braucht draussen mit Verhaltensauffälligkeiten gar nicht anzufangen. Wenn du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann schau dir unser Video und Blog zum Thema „Die wichtigsten 4 Hausregeln für deinen Hund“ an. Da stellen wir dir auch eine kostenlose Checkliste zur Hundeeinrichtug zur Verfügung.
Grenzen bieten Sicherheit und Sicherheit bietet Entspannung
Stimmungsübertragung und Ruhe
Für die sogenannte Stimmungsübertragung sind Spiegeleneuronen zuständig. Die Forschung der Spiegelneuronen begann mit dem italienischen Forscher Giacomo Rizzolatti und seinem Team 1992 an Makaken Äffchen und steht heute noch recht am Anfang. Spiegelneuronen gewährleisten, dass aufgrund von Beobachtung Handlungstendenzen entstehen. Das ist vorwiegend in Gruppen oder bei Herden überlebenswichtig und somit sehr sinnvoll. Entdeckt ein Herdentier einen Feind, rennt es los und die anderen werden ihm folgen. Dem Feind wird die Wahl und die Jagd erschwert und das Überleben der Herdenmitglieder gesichert. Spiegelneuronen und die Stimmungsübertragung sind für unser Überleben existenziell.
Spiegelneuronen sind nicht nur für Handlungsschemata zuständig, sondern wie der Name „Stimmungsübertragung“ vermuten lässt, auch auf die Stimmung und Emotionen.
Stimmungsübertragung ist innerartlich, also z. B. zwischen Hund und Hund und zwischenartlich bei z. B. Mensch und Hund möglich. Bist du gestresst und unruhig, dann überträgst du diese Stimmung unbewusst auf deinen Hund. Dein Hund nimmt deine Unruhe durch unterschiedliche Signale wahr: Deine Körperhaltung, deine Stimme, chemisch über deinen Schweiss oder auch über dein Handeln. Hunde sind in der Lage, unsere Emotionen wahrzunehmen. Stimmungsübertragen sollte jedoch nicht falsch verstanden und vermenschlicht werden als „Mein Hund versteht mich“. Nein, dein Hund empfindet deine Emotionen nach.
Kommt dein Hund nicht zur Ruhe, kann die Unruhe womöglich an deiner aktuellen Gefühlslage liegen. Hinterfrage also immer auch deine Emotionen, um deinem Hund Ruhe beibringen zu können. Atme vor den Übungen tief ein und aus und lasse dich ruhig und ausgeglichen auf die Übungen ein.
Beschäftigungsideen für unruhige HundeEin Hund, der nicht zur Ruhe kommt, muss Ruhe beigebracht bekommen. Ruhe kannst du zunächst durch einen ruhigen und ausgeglichenen Alltag schaffen. Ein unruhiger Hund benötigt keine 2 Stunden Ballspiele und 10 km Spaziergänge ohne Leine. Was dieser Hund benötigt, sind Strukturen und bewusste und ausgeglichene Beschäftigungen. Übermässige Bewegung, die deinen Hund lediglich körperlich auslastet, schafft eine ungesunde Kombination der Dopamin-Ausschüttung. Vielleicht kennst du die berühmt-berüchtigten Ball-Junkies: Der Hund jagt wie irre einem Ball hinterher und es wird vermehrt Dopamin im Körper ausgeschüttet. Dopamin hat motivations- und antriebssteigernde Effekte und besitzt einen Belohnungseffekt. Das Ballspielen wird zu einem regelrechten Dopamin-Kick für deinen Hund. Dieser Dopamin-Kick sorgt dafür, dass der Hund mehr und länger kann – denn Dopamin ist antriebsfördernd. Der Belohnungseffekt wird langfristig gesehen immer mehr und längeres Ballspiel bei deinem Hund fördern und deinen Hund regelrecht „abhängig“ machen. Damit Hunde, die nicht leicht zur Ruhe kommen, zwar ausreichend Bewegung erhalten, dennoch nicht bei zu viel Action überdrehen, eignen sich Bewegungen, die Konzentration und ruhige Bewegungsabläufe erfordern. Folgende Beschäftigungsideen sind für unruhige Hunde optimal geeignet: |
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RuhemanagementRuhemanagement meint eine gezielte Förderung von Ruhe durch eine ruhige Umgebung, gezielte und gelassene Beschäftigung mit dem Hund wie auch Hilfsmittel. Das Stichwort im Alltag ist Entschleunigung. Bei den Hilfsmitteln gibt es einige Massnahmen, die du treffen kannst, um gezielt Entspannung zu fördern. Im Beitrag zum Thema “Warum Ruhe so gesund ist” nennen wir dir Hilfsmittel wie Musik, C’B’D‘, Gerüche und Kräuter und weitere Unterstützungen für mehr Ruhe bei deinem Hund und gehen näher auf Belege ein, inwieweit die Hilfsmittel faktisch behilflich sind. Ruhe belohnenRuhe kannst du vermitteln, indem du Ruhe belohnst. Dafür ist Spiel oder direkte Interaktion nicht immer geeignet. Futter als Belohnung kann bei manchen Hunden helfen, bei einigen anderen das Gegenteil bewirken. Woran du Entspannung erkennst, erfährst du im Freebie vom Blog Hund kommt nicht zur Ruhe. Belohne eine ausgeglichene Stimmung mit Ruhe, je nach Übung durch Freigabe oder Beginn einer Aktivität. Ruhe soll als Lernerfahrung ohne direkte Reaktion des Menschen stattfinden. Das bedeutet, dass Ruheübungen nicht immer direkt mit Leckerli belohnt werden müssen, sondern der Hund aufgrund der Erfahrung lernen soll. Dein Hund soll in der aktiven Auseinandersetzung mit seiner Umgebung lernen und so kannst du deinem Hund Ruhe beibringen, ohne eine Erwartung zu bewirken. Erwartungen und die Nichterfüllung würden zu Frust und Stress führen. Entscheidest du dich also für Futter beim Ruhetraining, musst du das Futter entweder abbauen im Verlauf des Trainings oder es immer wieder mit Futter bestätigen. Kommt dein Hund nicht zur Ruhe, ist seine Erwartung der grösste Gegenspieler, um herunterzukommen. Bei Ruheübungen unterstützt du deinen Hund, indem du Ruhe durch deine innere Ruhe förderst und deinen Hund auf sozialer Ebene unterstützt – “social support”.
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Beispiele aus der Praxis:
- Beim Aufbruch zum Spaziergang geht es erst dann los, wenn dein Hund eine ruhige Haltung einnimmt.
- Zum Hunde-Buddy wird erst erlaubt zu gehen, wenn dein Hund sich an der Leine beruhigt und zurücknimmt.
- Kommt dein Hund auf seinem Hundeplatz zur Ruhe, kann er mit einem Kauartikel oder sanftem Lob bestätigt werden.
Diesen “Stress” wollen viele HundehalterInnen einfach nicht aushalten und bestätigen ihren Hund ungewollt für sein unruhiges Verhalten. Konsequenz und eine beharrliche Auseinandersetzung mit unruhigem Verhalten im Alltag ist bereits die halbe Miete in puncto Ruhetraining. Kommt der Hund nicht zur Ruhe, stelle dir zunächst selbst die Frage: Wie oft konfrontiere ich meinen Hund, zur Ruhe zu kommen und wie oft gebe ich nach?
Impulskontrolle & Frustrationstoleranz
Zwei wichtige Kernkompetenzen, um deinem Hund Ruhe beizubringen sind Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. Wir haben für dich bereits Impulskontrolle Trainings für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis zusammengestellt.
Konditionierte Entspannung mit Berührung: Der Entspannungs-Griff
Kommt dein Hund nicht zur Ruhe, können Berührungen dabei helfen, deinem Hund Ruhe beizubringen. Anspannung kann durch Berührung entspannt werden. Das Hormon Oxytocin spielt bei Entspannung eine wesentliche Rolle. Durch Berührungen werden unterschiedliche Fasern der Haut aktiviert, die eine gute (streicheln) von einer schlechten Berührung (beissen) unterscheiden. Diese Informationen werden an das Gehirn weitergeleitet und bei einer guten Berührung wird vermehrt Oxytocin ausgeschüttet. Der Anstieg des Oxytocins wirkt entspannend.
Der Aufbau der konditionierten Entspannung mit Berührung verläuft gleich, wie die konditionierte Entspannung mit Ruhesignal.
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Ablauf: Entspannung → Entspannungsgriff → Entspannung → Entspannungsberührung
- Führe die Ruheübung der konditionierten Entspannung über die nächsten Tage und Wochen immer wieder ein.
- Nutze die Entspannungsberührung erst nach intensivem Aufbau von mindestens fünf Einheiten:
- zunächst in wenig angespannten Situation,
- mit mehr Ruheübung in angespannteren Situationen,
- immer mit Alternativverhalten oder anderen Anweisungen zusammen (z. B. “Entspannungsberührung” und “Weiter geht’s”).
- Die konditionierte Entspannung muss regelmässig in Ruhesituationen aufgefrischt werden und ist niemals als “fertig gelernt” anzusehen.
Du kannst dir den Trainingsplan kostenlos herunterladen, wenn du ein Kundenkonto bei uns hast. Wenn du noch kein Kundenkonto hast, registriere dich unverbindlich auf unserer Seite.